|
WILLKOMMEN
Es lohnt sich das nähere Hinschauen Der Bildhauer Rainer Kriester beschäftigte sich mit dem Menschen.dem menschlichen Kopf an sich, den Verletzungen , dem Fragment , er hat sein bildhauerisches Werk aus dem in den Berliner Jahren wohl zwangsläufig vorherrschenden zeitkritischen Kontext organisch inein gleichsam “zeitlos kosmisches” Ambiente überführt, als er dranging es unter dem ligurischen Himmel Castellaros und in permanentem Zwiegespräch mit der ihn umgebenen Natur neu zu definieren. . Der Wille zur Schönheit, zu einer Harmonie, die auch der schliesslichen Bedrohung des eigenen Weges durch den Todstandhielt, triumphierte, und mündete in ein “amor fati”, von dem Nietzsche so gern gesprochen hat. Dennoch muss eines mit allem Nachdruck festgehalten werden: Die einstige Unruhe war nicht verloren, sie hatte sich nur in das Innere der Skulptur zurückgezogen, pulsierte und pochte gleichsam unter ihrer von Tätowierungen und Hieroglyphen gezeichneten und gegerbten Haut.Rainer Kriester hat Schönheit durch den Verzicht auf große Gesten , nicht durch Glättung oder Verwischung erreicht. Unter der Haut seiner Skulpturen vibriert noch das spannungsvolle Leben, dem er nicht entkommen konnte und wollte. Was außen auf dieser Haut sichtbar wird - die tiefen Einkerbungen wie die zarte Hieroglyphenschrift und zugleich die Gestalt der Skulpturen zu kommentieren, zu erläutern scheint, ist Ausdruck dessen, was in ihrem Inneren nicht zur Ruhe kommen will. Die Spuren an der Oberfläche signalisieren Kräfte aus der Tiefe und versuchen sie gleichzeitig zu bändigen und zu zähmen.Wir werden die Skulpturen in ihrer Bedeutungsfülle und in ihrem Rang nicht verstehen, wenn wir nicht diese niemals abreissende Wechselwirkung von Innen und Außen, Tiefe und Oberfläche an ihnen wahrnehmen, die ihre Gestalt bestimmt und reflektiert.
Wieland Schmied
Auszug aus dem zweiten Band des Werkverzeichnisses, Hirmer Verlag München
|
|